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Neues Tier im Zoo? 5 Mythen zu Litigation-PR

In Deutschland ist die prozessbegleitende Kommunikation noch eine junge Disziplin. In den Augen manches Pressesprechers ist Litigation-PR jedoch ein Modephänomen mit altem Wein in neuen Schläuchen. Dabei wird die Diskussion über Litigation-PR noch oft von Vorurteilen bestimmt. Wir haben die 5 wichtigsten Mythen auf ihren Wahrheitsgehalt hin untersucht:

Mythos 1: Litigation-PR greift Staatsanwälte und Richter an!

In Deutschland haben sich für Litigation-PR zwei maßgebliche Stoßrichtungen entwickelt. Der Reputationsschutz des Unternehmens, das sich vor oder in einem Prozess befindet. Außerdem das Schaffen eines günstigen Meinungsklimas für eine außergerichtlichen Einigung. Zu den wichtigsten Zielgruppen bei der Litigation-PR gehören Politiker und Journalisten. Eine Beeinflussung des Gerichts verbietet sich dabei für seriöse Litigation-PR-Berater.

Mythos 2: Litigation-PR ist das gleiche wie Krisen-PR!

Bei Krisen-PR und Litigation-PR handelt es sich um zwei verschiedene Disziplinen. Krisen-PR ist die Feuerwehr, die in der Akutphase versucht, das Unternehmen aus der Schusslinie zu nehmen. In den meisten Fällen dauert diese Phase mehrere Tage bis wenige Wochen. Die Zeit nach der akuten Krise ist bei vielen Unternehmen durch die rechtliche Aufarbeitung und damit der Auseinandersetzung vor Gericht geprägt. In dieser Phase kommt Litigation-PR zum Einsatz. Im Fall Deutsche Bank gegen Leo Kirch dauerte diese Phase zwölf Jahre. In einem Litigation-Mandat kann es immer wieder zu Episoden kommen, in denen Krisen-PR eine wichtige Rolle spielt.

Mythos 3: Litigation-PR ist ein Modephänomen!

Vergleicht man Litigation-PR mit anderen etablierten Kommunikationsdisziplinen in Deutschland ist Litigation-PR noch jung. Dennoch reichen die Wurzeln in den USA über 20 Jahre zurück. Mit der Zunahme gerichtlicher Auseinandersetzungen für Unternehmen nimmt auch die Bedeutung prozessbegleitender Kommunikation stetig zu. Dabei integriert Litigation-PR mit Media Relations, Public Affairs, Krisen-PR, Finanzkommunikation eine Vielzahl von Kommunikationsdisziplinen mit langer Geschichte.

Mythos 4: „Litigation-PR haben wir immer schon gemacht!“

Diese Aussage wird häufig von Unternehmenskommunikatoren getroffen. Litigation-PR also als klassische PR mit geringfügig anderen Mitteln? Die klassische PR bringt Unternehmen in die Medien, positioniert Marken, launcht Produkte – und startet ein kommunikatives Feuerwerk. Der Erfolg wird anhand der Berichterstattung in den Medien gemessen. Litigation-PR sieht oft anders aus. Die Kunst des Schweigens spielt eine wichtige Rolle. Unternehmen wenden sich in der Regel an Litigation-PR Experten mit der Bitte, sie aus den Medien herauszuhalten. In sehr dosiertem Umfang wird gezielt mit ausgewählten Medien kommuniziert. Der Ort ist nicht die Pressekonferenz, sondern das Hintergrundgespräch im vertrauten kleinen Kreis. Selbstverständlich spielt auch aktives Agenda-Setting eine wichtige Rolle in der Litigation-PR.

Mythos 5: Litigation-PR wird wegen des Rechtssystems nur in den USA benötigt!

Wahr ist, dass Litigation-PR in den USA entstanden ist. Dennoch gibt es auch in Deutschland zahlreiche Fälle mit einer Einsatzmöglichkeit für Litigation-PR. In vielen öffentlichkeitswirksamen Prozessen drohen Unternehmen schwere Reputationsschäden. In diesen Situationen greifen immer mehr Unternehmen auf bewährte Unterstützung aus der Litigation-PR zurück. Oft handelt es sich dabei um zivilrechtliche Verfahren, gelegentlich auch um strafrechtliche. Mit dem amerikanischen Rechtssystem hat dies nichts zu tun.

Litigation-PR unterstützt Unternehmen in der schwierigen Situation vor Gericht, wo deren guter Ruf in Gefahr gerät. Damit ist Litigation-PR mehr als nur ein neues Tier im Zoo.

Daniel Konrad ist Berater bei FleishmanHillard. Im Bereich Corporate Affairs betreut er nationale und internationale Kunden. Zu seinen Schwerpunkten zählt Litigation-PR sowie Fragen rund um das Thema Compliance. Er schreibt auch für den True-Affairs-Blog [1].