Litigation-PR ist dann besonders gut und wirksam, wenn sie nicht zu sehen oder zu merken ist. Dieser Satz, der von Boehme-Neßler stammt, könnte wahrer nicht sein.
„Kachelmann kämpft gegen Leser-Kommentare [1]“ titelt Legal Tribune Online. Ein Paradebeispiel für die Situation, in der Litigation-PR nicht nur sichtbar, sondern sogar Gegenstand einer eigenen Berichterstattung wird. In dem Bericht geht es um Verfahren, mit denen die Anwälte von Jörg Kachelmann missliebige Äußerungen aus dem Internet zu entfernen versuchen. Ist dem Betroffenen und seiner Reputation wirklich gedient, wenn er medial als jemand dargestellt wird, der Kommentare von Nutzern im Internet „unterdrücken und zensieren“ möchte? Es sollte sich herumgesprochen haben, dass Foren und soziale Medien äußerst sensibel auf Beeinflussungsversuche reagieren. Kommunikativ sollte man abwägen, ob es nicht besser ist, bestimmte Äußerungen in solchen Medien einfach hinzunehmen, weil sie ohnehin nicht mehr gelesen werden und in dem unendlichen Datenstrom weiterer belangloser Kommentare für immer vergraben werden.
Betroffenen kann man nur raten, den eigenen Anwälten keine freie Hand bei der Beseitigung von unerwünschten Äußerungen zu lassen, sondern sich die Genehmigung jeden neuen Schrittes unter Einbeziehung der Kommunikatoren vorzubehalten. Ansonsten haben Anwälte den Anreiz, mit Suchmaschinen immer neue Fälle aufzutun und gesondert abzurechnen. Solche Gelddruckmaschinen zahlen im Ergebnis zwar normalerweise die Gegner, jedoch können die kommunikativen Belange des Betroffenen dann leicht aus dem Fokus geraten.