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Streisand im Vatikan

Wie kann man nur so blind sein! So oder ähnlich der Tenor der Blogosphäre zu dem gerichtlichen Vorgehen des Vatikans gegen ein verunglimpfendes Titelbild der Satirezeitschrift „Titanic“. Hierzu etwa der Bericht auf Spiegel Online [1]. Der Vatikan hätte doch wissen müssen, dass er mit seiner eV eine Steilvorlage bietet und dem Magazin mit der schwächelnden Auflage den Coup des Jahres beschert. Das Titelbild wäre still in der Versenkung verschwunden. Dank der Medienberichterstattung über das Verfahren wurde das Bild erst richtig verbreitet. Den „Streisand-Effekt [2]“ kenne doch jeder Medienanwalt.

Wieso sollten die Medienanwälte des Vatikan diese Wirkung eigentlich nicht einkalkuliert haben? Sind die naiver als alle schlauen Medienblogger? Aus Sicht des Vatikans gibt es Gründe, dieses Presserisiko sehenden Auges einzugehen. Zahlt es sich nicht womöglich langfristig aus, bei bestimmten Vorgängen eine Grenze zu setzen? Als Signal an die Gläubigen, die sich durch eine solche Darstellung verletzt fühlen? Überdies kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es nicht die Reputation des Vatikans ist, die hier gelitten hat, sondern die einer Satirezeitschrift, die mit billiger Provokation zu punkten glaubt.

Siehe auch „Papst Benedikt und der Streisand-Effekt“ [3], Telemedicus

P.S.: Der eigentliche Gewinner der Sache ist der Inhaber der Domain „www.titanic.de“, ein Reiseanbieter, der sich vermutlich über die unverhofften Traffic freut.