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PR-Offensive: Gurlitt-Anwälte stellen Öffentlichkeit her

18. Februar 2014 | Autor: Gastblogger | 1 Kommentar Artikel drucken

Dipl.-Jur. Mirko Laudon betrachtet auf Strafakte.de die Öffentlichkeitsarbeit der Gurlitt-Anwälte:

Der Öffent­lich­keits­grund­satz ge­hört zu den be­herr­schen­den Pro­zess­ma­xi­men des deut­schen Straf­rechts. Im Fall des Kunst­händ­ler­sohns Cor­ne­lius Gur­litt stel­len seine An­wälte nun ge­mein­sam mit den Litigation-PR Ex­per­ten „Holzin­ger As­so­cia­tes“ eine „breite Öffent­lich­keit“ her, um ih­ren Ar­gu­men­ten Ge­hör zu ver­schaf­fen und nicht zu­letzt, um Druck auf die Staats­an­walt­schaft Augs­burg aus­zu­üben und diese zur Rück­gabe der Bil­der anzuhalten.

Bis­her gin­gen Ver­öf­fent­li­chun­gen zum Fall der ver­meint­li­chen Raub­kunst na­hezu aus­schließ­lich von Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den aus, die seit kur­zem im­mer ag­gres­si­ver Öffent­lich­keits­ar­beit be­trei­ben. Man könnte fast den Ein­druck ge­win­nen, dass es nun­mehr die An­walt­schaft ist, die in Sa­chen Litigation-PR den Staats­an­walt­schaf­ten hinterherhinken.

Fak­ten und Ar­gu­mente zum Fall Gurlitt

Cor­ne­lius Gur­litt hat sich ge­gen­über der Presse stets nur sehr zu­rück­hal­tend ge­äu­ßert und die Öffent­lich­keit an­sons­ten ge­mie­den. Nun lau­fen al­ler­dings seine An­wälte zu Höchst­form auf und ha­ben eine ei­gene In­ter­net­seite „Gurlitt.info“ on­line ge­stellt, auf der sie be­haup­ten, dass nur ein Bruch­teil der Bil­der über­haupt un­ter Raub­kunst­ver­dacht stehe – näm­lich le­dig­lich 3% der ins­ge­samt 1.280 Werke aus dem Schwa­bin­ger Kunstfund.

Mit den Wor­ten „Sehr ge­ehrte Da­men und Her­ren, liebe Kunst­in­ter­es­sierte.“ wen­det sich Gur­litt auf der pro­fes­sio­nell auf­ge­mach­ten In­ter­net­seite an die Be­su­cher. Es wird dar­ge­stellt, dass er seine Auf­gabe darin sehe, die Samm­lung sei­nes Va­ters zu er­hal­ten und zu be­wah­ren. Trotz­dem stelle er sich auch of­fen sei­ner his­to­ri­schen Ver­ant­wor­tung. Die An­wälte füh­ren aus, dass es in Deutsch­land viele öffent­li­che und pri­vate Samm­lun­gen gebe, in de­nen ein viel hö­he­rer An­teil an po­ten­ti­el­ler Raub­kunst ver­mu­tet wird. Die Kri­tik wird wie folgt auf den Punkt gebracht:

Den­noch ha­ben die Be­hör­den, wel­che durch In­dis­kre­tio­nen den Fall über­haupt öffent­lich ge­macht ha­ben, ohne stich­hal­tige Be­weise die ge­samte Samm­lung un­ter Raub­kunst­ver­dacht ge­stellt. Bis heute gibt es für diese pau­scha­len Be­haup­tun­gen über­haupt keine kon­kre­ten Be­lege oder Indizien.

Be­son­dere Si­tua­tio­nen er­for­dern be­son­dere Maßnahmen

Ein der­ar­ti­ger Schritt in die Öffent­lich­keit mit völ­lig of­fe­ner Ein­fluss­nahme durch Litigation-PR dürfte bis­lang ein­ma­lig in der deut­schen Straf­pro­zess­ge­schichte sein. Be­son­dere Si­tua­tio­nen er­for­dern je­doch auch be­son­dere Maß­nah­men. Im Ge­gen­satz zu der Öffent­lich­keits­ar­beit ei­ner Staats­an­walt­schaft ist man schließ­lich auch nicht an die Ob­jek­ti­vi­tät der Dar­stel­lung ge­bun­den, son­dern kann viel­mehr seine ei­gene Sicht­wei­sen verdeutlichen.

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Kommentare

Ein Kommentar zu “PR-Offensive: Gurlitt-Anwälte stellen Öffentlichkeit her”

  1. Herbert Dirksen
    Februar 20th, 2014 @ 16:58

    Die gesamte Frage nach Raubkunst ist ein heikles Thema. Berichte alter Leute, die sehr bewußt die Zeiten vor Beginn des 1000-jährigen Reiches erlebten, konnten auch von Geschäften im Wucher berichten, oder von Ausgrenzung gegenüber Andersgläubigen.
    Das ist – trotz allen Verständnisses für gewisse Rechte im Gedenken an diese schlimme Zeit – nicht unerwähnt zu lassen.
    Manch ein jüdischer Bürger der USA hat aufgrund – auch falscher Behauptungen – von Deutschland erhebliche Summen kassiert.
    So birichtete mir einst ein Deutscher, der in namhafter Stelle in Lodsch (Litzmanstadt) gewirkt hatte und später von den Ausgleichsämter befragt worden sei.
    Hier wartet man auf den Tod von Gurlit und dann wird die Hinterlassenschaft zum Raub der Unberechtigten.
    Und unser Staat sieht da geflissentlich zu!
    Ich muß ergänzen, nicht rassistisch oder politisch so gefärbt zu sein, daß ich zur Einseitigkeit neigen würde.

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